05 HERZENSSACHE: KIRCHE, KUNST UND KULTUR
Ehem. kath. Kirche Heilig Kreuz | Kulturkirche Heilig Kreuz in Bottrop
Herzenssache: Kirche, Kunst und Kultur
Wie macht man ein Kirchengebäude zur Herzenssache? Noch dazu eine große und leerstehende Kirche? Im Ruhrgebiet sind doch Fußballvereine oder Bergbauhelden echte Herzenssachen – aber eine Kirche? Doch, das geht auch! Den Beweis hat der Bottroper Spediteur Dirk Helmke angetreten. Die einzigartige Heilig-Kreuz-Kirche mit ihrer gläsernen Nordfassade hatte es ihm angetan. Ein Juwel der Baukunst, errichtet 1955–57 nach Plänen des Architekten Rudolf Schwarz, auf einem außergewöhnlichen Grundriss in Form einer Parabel. Die Kirche wurde 2008, 50 Jahre nach ihrer Weihe, geschlossen. Es gab viele runde Tische, aber passende Ideen zur Erhaltung des Gebäudes waren nicht dabei. Dirk Helmke ergriff die Initiative und kümmert sich nun schon seit über zehn Jahren um die Kirche. Mit einer Handvoll Gleichgesinnter gründete er 2013 den Förderverein „Kulturkirche Heilig Kreuz e. V.“, in dem sich heute mehr als 300 Mitglieder engagieren – für ihre Herzenssache.
Die Kirche entdecken
Der Innenraum
Zur Bedeutung der Kirche
Dr. Oliver Karnau, LWL-Denkmalpfleger
"Die Heilig Kreuz-Kirche in Bottrop ist einer der wichtigsten innovativen Sakralbauten der Moderne und ein Gesamtkunstwerk von nationalem Rang. Der Bau ist aber auch ein Meilenstein in der Geschichte der Stadt."
Die Entstehung der Kirche
Nur wenige Jahre nach Errichtung der Kirche hatte die Einwohnerzahl von Bottrop die Grenze von 100.000 überschritten. Diese Menschen wollten nicht nur Wohnungen, sondern auch Orte der Religion und Versammlung. Mit dem Entwurf für ein neues Kirchengebäude im Gemeindegebiet rund um die Scharnhölzstraße wurde damals der Architekturprofessor Rudolf Schwarz beauftragt. Er war seinerzeit einer der bekanntesten Kirchenarchitekten und hatte sich schon länger mit neuen Bauformen für Sakralbauten beschäftigt.
Grundsteinlegung war 1955, und 1957 wurde die Heilig Kreuz-Kirche eingeweiht. Sie wurde über einem parabelförmigen Grundriss errichtet und ist ein ungeteilter Einheitsraum aus Backstein und Stahlbeton. Die Parabel war eine für Kirchen bis dahin nicht genutzte Grundrissform. Rudolf Schwarz hatte sie schon vor dem Zweiten Weltkrieg als „Heiligen Wurf“ publiziert. Und in Bottrop konnte der mit dem Bau beauftragte Pfarrer durchsetzen, dass die neue Kirche genau nach diesem Plan gebaut wurde. Damit konnte ein vor beinahe zwanzig Jahren aufgestellter Entwurf ohne grundsätzliche Änderungen ausgeführt werden. Die Parabel umfasst den gesamten Kirchenraum und es ist fast so, als würde der Bau den Menschen freudig seine Arme entgegenstrecken.
Um die Parabel offen zu halten, ist an der Eingangsseite des Kirchengebäudes ein monumentales Glasgemälde von Georg Meistermann gestellt. Mit seinem Spiralmotiv gilt es als die erste abstrakte Gestaltung eines sakralen Fensters in Deutschland. Der vergoldete Hahn auf dem Glockenturm ist nach Entwürfen von Ewald Mataré gefertigt. Der Altar, der Ambo und der Taufbrunnen sind von Rudolf Schwarz. Die Orgel stammt aus der Werkstatt Franz Breil in Dorsten. Der Pfeifenprospekt ist sehr geschickt auf beide Seiten der Parabelwände verteilt und der Spieltisch steht auf der Empore.
Dirk Helmke, Kulturkirche Heilig Kreuz e.V.
"Das 300 Quadratmeter große Meistermann-Fenster mit der Form der Spirale - da muss ich wirklich sagen, das hat mich sofort mitgenommen. Das ist einfach überwältigend. Da habe ich gesagt: Wie kann man so eine Bude zumachen? Und dann dachte ich mir: Man müsste einen Verein gründen."
Dirk Helmke, Kulturkirche Heilig Kreuz e.V.
"Man muss ein Feuer schüren, und das muss dann brennen – dann kommen die Leute. Mittlerweile ist die Kulturkirche weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Warum? Weil wir wirklich tolle Veranstaltungen machen. Und diese Veranstaltungen sind für die Kirche lebensnotwendig."