Inszenierung durch Wasser
Die Inszenierung von Gärten durch das Element Wasser spielte in den architektonischen Anlagen des 16. bis 18. Jahrhunderts ebenso wie in den landschaftlichen Parks des 19. Jahrhunderts europaweit eine große Rolle. Ein repräsentatives Beispiel in Westfalen ist der Palaisgarten in Detmold, der in den 1850er Jahren durch Fürst Leopold II. zur Lippe als Landschaftsgarten mit Teichen, Brunnen und Fontänen gestaltet wurde. Bekannt ist vor allem die große Kaskade, deren hell aufschäumendes Wasser vor der schroffen und dunklen Steinformation beeindruckend zur Geltung kommt. Die umgebenden, durch ebenfalls dunkles Laub geprägten Bäume und Gehölze waren nach über 170 Jahren nicht mehr erhalten, weshalb in den vergangenen Jahren das Umfeld der Kaskade gartendenkmalpflegerisch saniert und wiederhergestellt wurde. So ist die große Kaskade heute wieder als einzigartiges Gestaltungselement erlebbar.
Veränderungen
Im Laufe der vergangenen gut 170 Jahre veränderte sich dieses sorgfältig inszenierte, jedoch vergängliche Bild erheblich bzw. ging nahezu vollständig verloren. Bis auf wenige Fichten und Eiben war die Partie durch starken Wildwuchs von Laubbaumsämlingen einerseits und erhebliche Lücken in der arrangierten Gebirgskulisse andererseits kaum mehr nachvollziehbar. Besonders die schnellwüchsigen Fichten verkahlten an den hoch aufgewachsenen Stämmen und erfüllten somit nicht mehr ihre intendierte Wirkung eines üppigen, dunkelgrünen Bildhintergrundes.
Denkmalgerechte Wiederherstellung
2017 strebte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) als Eigentümerin des Palaisgartens die Restaurierung des bedeutenden Ensembles an, nachdem wenige Jahre zuvor bereits die bauliche Substanz sowie die Pumpentechnik der Kaskade erneuert werden konnte. Erste Grundlagen für die gartendenkmalpflegerische Wiederherstellung des Umfeldes an der großen Kaskade lieferte bereits das Parkpflegewerk des bekannten Landschaftsarchitekturbüros Rose und Gustav Wörner aus Wuppertal von 1994.
Die weiterführende Detailplanung bearbeitete 2017 das Bielefelder Büro LAE – Landschaftsarchitektur Ehrig. In diesem Rahmen wurde der aktuelle Bestand nochmals detailliert erfasst, bewertet und Vorschläge für die denkmalgerechte Wiederherstellung des beschriebenen, historischen Parkbildes erarbeitet. Um dieses wiederherzustellen war zunächst ein erheblicher Eingriff in den aktuellen Bestand notwendig, der unter den beteiligten Parteien nicht unumstritten war. So fiel nach intensiver Diskussion die Entscheidung, eine zirka einhundert Jahre alte Platane zugunsten notwendiger Nachpflanzungen zu fällen.
Große Kaskade wieder erlebbar!
Im Ergebnis wurden drei verschiedene Parameter im Vergleich zur ersten Planung angepasst:
- Die Neupflanzung erfolgte nunmehr mit verschiedenen Baumarten, vorwiegend Nadelgehölzen, die als klimaangepasst eingestuft werden, aber auch weitestgehend den optischen Eigenschaften des intendierten Gartenbildes entsprechen. Dabei wurde auch die Fichte als originale Baumart wieder in die Artenzusammensetzung integriert.
- Die Anpflanzung erfolgte in heterogenen Altersstufen, um ein lockeres und natürliches Erscheinungsbild zu erzeugen. Dieses ist in Kombination mit einem dichteren Pflanzenbesatz zudem geeignet, die kleinklimatische Standortstabilität deutlich zu erhöhen.
- Der Boden wird entsprechend den Bedürfnissen der eingesetzten Pflanzen verbessert und ein Bewässerungsplan erarbeitet.
Nach Einbringen der Pflanzen gemäß dem überarbeiteten Konzept in den Jahren 2023 und 2024 ist das einzigartige Gestaltungselement Große Kaskade im Palaisgarten Detmold wieder erlebbar. Ob die angepasste Bepflanzungsstrategie langfristig den kontinuierlichen, klimatischen Veränderungsprozessen wird standhalten können, wird sich zeigen.
