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Fachwerkhaus in der Siegener Altstadt

Fachwerkhaus in der Siegener Altstadt denkmalgerecht saniert

Denkmal des Monats
Juli 2025

Das Haus hat wieder ein Gesicht

Eines der ältesten Gebäude der Siegener Altstadt, ein Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert in der Oberen Metzgerstraße, wurde in den vergangenen Jahren denkmalgerecht instandgesetzt. Zum Zeitpunkt seiner Unterschutzstellung im Jahr 2014 befand es sich in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Zudem waren die Fassaden neuzeitlich verändert, durch Putz und Verkleidung mit asbesthaltigem Eternit. Dank eines neuen engagierten Eigentümers gelang die fachgerechte Sanierung in Zusammenarbeit mit in der Denkmalpflege erfahrenen Handwerkern und unter Beratung durch das LWL-Denkmalfachamt. Nun zeigt das Haus als prägender Bestandteil der Siegener Altstadt wieder sein historisches Gesicht.

Beispiel regionaler Baugeschichte in der historischen Altstadt

Als eines der ältesten Gebäude Siegens prägt das Baudenkmal aus dem 17. Jahrhundert die Altstadt. Das zweigeschossige Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurde auf kleinem Grundriss unter einem hohen Satteldach mit Zwerchhaus errichtet. Charakteristisch für den schlichten Fachwerkbau ist die Holzkonstruktion mit den großen Schwelle-Rähm-Streben und den stockwerkweisen Vorkragungen an Giebel- und Traufseiten. Erst durch die Sanierung kamen diese Akzente an der Hauptfassade und der mit Naturschiefer in Schuppendeckung belegten Giebelseite wieder zum Vorschein.

Stark sanierungsbedürftiger Zustand

Das Erscheinungsbild des Fachwerkbaus war zum Zeitpunkt der Unterschutzstellung 2014 neuzeitlich verändert. Die Hausfront war verputzt, die Fassaden mit asbesthaltigem Eternit verkleidet. Der jahrelange Instandsetzungsstau setzte dem Gebäude innen und außen stark zu. Der neue Eigentümer, der 2009 bereits die östliche Haushälfte sanierte, nahm sich 2019 auch der westlichen Hauseinheit an. Bereits zum Zeitpunkt des Kaufs zeigten sich undichte Stellen an Dach und Fassade. Die dadurch dauerhaft eindringende Feuchtigkeit verursachte enorme Schäden in der tragenden Fachwerkkonstruktion. Fäulnis und Bewuchs setzten dem Gebäude außerdem an Wänden und Decken stark zu. So wurde noch im Jahr 2019 die Grundlagenermittlung mit einer Schadenskartierung angestoßen und die denkmalrechtliche Erlaubnis erteilt.

Besondere Herausforderungen

Nach dem Entfernen neuzeitlicher Baustoffe wurden laienhaft hergestellte Holzverbindungen sichtbar. Damit wurde deutlich, dass die Standsicherheit nicht mehr gewährleistetet war und sich der Sanierungsaufwand erhöhte. Eine zusätzliche Herausforderung stellten die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie personelle Veränderungen bei den Denkmalbehörden und im Planungsteam dar. Ab 2022 konnte durch das konstruktive Zusammenwirken aller Beteiligten, insbesondere der Firma Sahm aus Burbach und der Firma Giebeler aus Siegen, in Zusammenarbeit mit der Firma Quandel aus Freudenberg, die Sanierung erfolgreich durchgeführt werden. Mit Geduld und Durchhaltevermögen meisterte der Eigentümer die unvorhersehbaren Herausforderungen im Zusammenspiel mit den erfahrenen Handwerksbetrieben und unter Beratung durch die Denkmalbehörden.

Vielfältige Maßnahmen für die neue Nutzung

Für die neue Nutzung als Büro konnte die kleingliedrige Raumstruktur erhalten werden. Die Standsicherheit wurde durch die Ertüchtigung und Reparatur des Fachwerkgefüges mit artgleichen Hölzern in den Wänden, ergänzenden Balken in Decken sowie ergänzenden Sparren im Dachtragwerk wiederhergestellt. Bei der Reparatur der enormen Schäden an der Fachwerkkonstruktion konnte dank der fachkompetenten Handwerker:innen viel originale Substanz erhalten werden. Reparaturfähige, wandfeste Ausstattungen wie Türen, Bodenbeläge, die Treppe im Erdgeschoss sowie Einbauschränke wurden fachgerecht so repariert, dass Ergänzungen vom historischen Bestand nun deutlich ablesbar sind. Die historische Tür und das große Fenster am Eingang aus den 1930er-Jahren wurden aufwendig instandgesetzt, neue Fenster materialgerecht in Holz ausgeführt.

Insbesondere dem Engagement des Eigentümers ist es zu verdanken, dass das Gebäude fach- und denkmalgerecht saniert wurde.  Das Baudenkmal ist ein besonderes Beispiel regionaler Baugeschichte und prägt nun wieder – mit seinem ursprünglichen Gesicht – das Bild der historischen Altstadt mit.

Autor

Michael Krimphoff
Praktische Denkmalpflege

michael.krimphoff@lwl.org

Tel: 0251 591-4423

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