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Goldledertapeten auf Burg Gemen

Restaurierungsprojekt

Laufzeit: seit 2020
Projektleitung: Stephanie Keinert, LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen
Auftraggeber: Jakob Graf von Landsberg-Velen
Bisher gefördert durch: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Land NRW, LWL
 

Detail der "Hirschjagd"

Ein Kunstschatz kehrt zurück

Das LWL-Denkmalfachamt befasst sich seit dem Jahr 2019 intensiv mit dem Bestand der Goldledertapeten von der Burg Gemen in Borken, einem Kunstdenkmal von nationaler Bedeutung. Als Jugendburg Gemen wird diese seit 1946 durch das Bistum Münster genutzt. Erhalten ist eine komplette Raumausstattung aus dem 17. Jahrhundert. Sie umfasst vier großformatige Jagdszenen sowie mehr als 60 Karrees mit ornamenalen Motiven. Erster nachweisbarer Präsentationsort der Goldledertapeten ist das Jagdzimmer der Burg Gemen, wo Friedrich Ludolf von Landsberg-Velen sie 1842 einbauen ließ. In den 1980er-Jahren wurden die Goldledertapeten aus dem Jagdzimmer entfernt, teilweise im Schloss Velen ausgestellt oder eingelagert. Nachdem das LWL-Denkmalfachamt Umfang und Geschichte der Goldledertapeten aufgearbeitet hatte, ergänzte die Borkener Denkmalbehörde sie im Jahr 2020 zum Denkmalumfang der Burg Gemen. Im selben Jahr fand eine erste stichpunktartige Untersuchung zweier exemplarischer Ledertapetenstücke statt. Es zeigte sich, dass verschiedene Umwelteinflüsse die Goldledertapeten im Laufe der Jahrhunderte stark beschädigt hatten. Erster Schritt zur notwendigen Konservierung war eine restauratorische Voruntersuchung durch zwei spezialisierte Restaurierungswerkstätten, die im Februar 2024 begann. Die Voruntersuchung endete Anfang 2025 mit der Vorlage eines Restaurierungskonzepts. Geplant ist nun die Konservierung des gesamten Bestandes der Gemener Goldledertapeten. Untersuchungen vor Ort sollen darüber hinaus zeigen, unter welchen Bedingungen ein Wiedereinbau der Goldledertapeten in das Jagdzimmer der Burg Gemen möglich ist.

Detail der ornamentalen Goldledertapeten

Detail der ornamentalen Goldledertapeten

"Wolfsjagd"

"Wolfsjagd"

Detail der "Wildschweinjagd"

Detail der "Wildschweinjagd"

Was macht die Borkener Goldledertapeten so besonders?

Etwa seit dem 6. Jahrhundert sind Wandbespannungen aus Leder bekannt. Ab etwa 1600 verlagerten sich die Zentren der Produktion von Spanien nach Italien und in die Niederlande.

Goldledertapeten bestehen aus Leder, auf das eine dünne Silberfolie aufgebracht wird. Ein durchscheinender gelblich eingefärbter Lack erzeugt die goldene Färbung und schützt das Metall vor Korrosion. Die Gemener Goldledertapeten bestehen zum einen aus den vier großen Jagdszenen – Wildschwein-, Hirsch-, Hasen- und Wolfsjagd – aus dem frühen 17. Jahrhundert sowie aus einem Konvolut an ornamentalen Goldledertapeten, die etwas später in das 17. Jahrhundert zu datieren sind.

Im Falle der Jagdszenen ist die Silberauflage vollflächig. Die Jagdszenen wurden in der Art eines Leinwandgemäldes auf das Goldleder aufgemalt. Maltechnisch kamen auch sogenannte farbige Lüster zum Einsatz, um die einzelnen Farbflächen differenziert zu betonen. Lüster sind rot oder grün eingefärbte Lacke. Zusätzlich sind die Jagdszenen durch eine Varietät an Punzierungen verziert. Punzierungen sind sehr kleine geprägte Muster in der Oberfläche, die durch das Werkzeug der Punze, eine Art Stempel aus Metall, entstehen. Je nach Form der Punze sind Muster wie Kreise, Sterne, Sicheln, Zacken etc. möglich. Durch die Aneinanderreihung von Punzierungen werden flächige Muster erzeugt, die Struktur und Materialität einzelner Flächen wie Rüstungen etc. betonen.

Die ornamentalen Goldledertapeten stammen aus einem anderen Bestand. Die Ornamente zeichnen sich durch reliefartige Engelsdarstellungen sowie Bordüren aus Fruchtstämmen und floralem Beiwerk aus. Diese Verzierungen sind durch eine Drucktechnik über sog. Model entstanden. Model sind z. B. Holzplatten, die einseitig plastisch mit den darzustellenden Motiven versehen sind und die in die Lederoberfläche gedrückt werden. Diese technische Neuerung der Model hatte seit dem 17. Jahrhundert zur Verbreitung der niederländischen Goldledertapeten beigetragen. Die beschriebenen kunsttechnologischen Details machen die Goldledertapeten zu einem besonderen und hochwertigen Kunstschatz.