Eine Villa in Detmold: Historistische Architektur behutsam instandgesetzt
Denkmal des Monats Juli 2020
Die Villa Dehlenkamp 1 in Detmold wurde zwischen 1890 und 1895 auf einem großzügigen Gartengrundstück als erstes Gebäude der Villenkolonie Schanze von einem lokalen Großgrundbesitzer errichtet. Das Gebäude besticht neben seiner Größe durch eine detaillierte und vielfältige Fassadengestaltung im Stil des Historismus und eine nahezu vollständig erhaltene bauzeitliche Innenausstattung. Nach Abschluss der Außenarbeiten steht es wieder in voller Pracht da und bietet ein Beispiel für die gelungene Instandsetzung historistischer Architektur.
Reich gestalteter Bruchsteinbau
Der herrschaftliche, zweigeschossige Bruchsteinbaukörper der Villa steht erhöht auf einem Sockelgeschoss und ist mit seiner üppigen Schauseite nach Süden ausgerichtet. Dem dreiachsigen Mittelrisaliten ist ein Portikus mit dorischen Säulen und Balusterbrüstungen vorgelagert. Vom darüberliegenden Freisitz ist ein weiter Ausblick in die Landschaft möglich. Die südwestliche Gebäudeecke wird von einem bis ins Dachgeschoss reichenden Eckturm bestimmt, an dem sich der seitlich gelegene, von einem Windfang geschützte Eingang befindet. Rings um das Gebäude laufende profilierte Gesimse gliedern den großen Baukörper in horizontaler Richtung. Pilaster, Postamente und Dreiecksverdachungen zieren vertikal die Wandflächen. Filigrane Eisengitter auf dem Dach des Mittelrisaliten sowie übergiebelte Dachgauben mit Rundbogenfenstern gestalten das große Schieferdach.
Dachaufsatz auf dem Mittelrisalit. Foto: UDB Detmold / Karin Linneweber
Denkmalgerechte Instandsetzung
Die Eigentümer setzten das Gebäude zunächst im Inneren sehr behutsam und denkmalgerecht instand. Die Raumaufteilung blieb im Erd- und Obergeschoss weitestgehend erhalten. Einzig die Küche wurde verlegt und an dieser Stelle ein Eingangsraum geschaffen, von dem aus eine neue, moderne Treppe die Schlafräume und Kinderzimmer im Obergeschoss erschließt. Die hölzernen Wandvertäfelungen, Türen, Innenläden und Fenster wurden aufgearbeitet und hell gefasst. Einige stark geschädigte Fenster mussten durch denkmalgerechte Holzkastenfenster ersetzt sowie die technischen Anlagen mit geringstmöglichen Eingriffen in die Bausubstanz erneuert werden.
Gute Zusammenarbeit
Auch das schadhafte Dach wurde mit Schiefer in der bauzeitlichen Coquettesdeckung neu gedeckt. Die aufwändigen Holzarbeiten wie das profilierte Traufgesims und die Voluten an den Dachgauben wurden baugleich ersetzt.
Besonders hervorzuheben ist die Instandsetzung des Mittelrisaliten sowie der Eingangstreppen, die derart stark geschädigt waren, dass ein vollständiger Rückbau des Vorbaus drohte. Diese Entscheidung hätte eine erhebliche Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes und eine Minimierung des Denkmalwertes zur Folge gehabt, aber wie bei den Baumaßnahmen zuvor fand sich durch die sehr kooperative und konstruktive Vorgehensweise der Eigentümer in Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden und geeigneten Fachfirmen eine Lösung für den Wiederaufbau, der mit einer Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt wurde.
Das Ergebnis der Arbeiten belohnt die Eigentümerfamilie für ihren unermüdlichen Einsatz, ohne welchen die überaus gelungene Instandsetzung dieses bedeutenden Beispiels der historistischen Villenarchitektur in Lippe nicht möglich gewesen wäre.