Instandsetzung eines Bauernhauses in Altenberge: Die beispielhafte Wiederherstellung eines münsterländischen Fachwerkgebäudes und seine Revitalisierung als Wohnhaus
Denkmal des Monats Dezember 2020
Mit der Entdeckung im Jahr 2015 und der Eintragung in die Denkmalliste der Gemeinde Altenberge startete die bemerkenswerte Revitalisierung eines zuvor lange Zeit leerstehenden Bauernhauses.
Junges Paar gibt altem Haus eine zweite Chance
Bei dem Fachwerkgebäude in Altenberge-Hansell handelt es sich um das Haupthaus einer kleineren Hofstelle. Es wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Die Nutzung als landwirtschaftliches Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurde bereits in der Mitte des 20. Jahrhunderts wieder aufgegeben. Seither erfolgten nur wenige Veränderungen. Zuletzt stand das Haus lange Zeit leer. Dann, im Jahr 2015, bekam es durch die Initiative der heutigen Eigentümer eine zweite Chance. Das junge Paar – einer der beiden als Zimmermann und Tischler erfahren im Umgang mit alten Häusern – kaufte das Baudenkmal und sorgte für eine professionelle Bauaufnahme und Schadensermittlung.
Ausbau zum Wohnhaus mit natürlichen Materialien
Für die zukünftige Nutzung als Wohnhaus waren nur sehr wenige Änderungen erforderlich. So wurde das Tennentor mit einer großflächigen Verglasung versehen, in der zukünftigen Küche wurde eine zusätzliche Außentür eingebaut und für die Nebenräume einige wenige neue Wände in Trockenbauweise eingezogen. Um die Gebäudehülle zu isolieren, brachten die Eigentümer eine Innendämmung aus Kalk-Isolierputz beziehungsweise Holz auf die reparierte Fachwerkkonstruktion auf. In den früheren Stallbereichen und dort, wo die historischen Holzfußböden der Braunfäule zum Opfer gefallen waren, wurde der Fußboden mit Glasschaum-Schotter, einem Recyclingmaterial mit hervorragenden bauphysikalischen Eigenschaften, ausgekoffert und kostengünstig mit einfachen Gehwegplatten abgedeckt. Insgesamt konnte trotz der gravierenden Schäden an der Fachwerkkonstruktion ein Maximum an originaler Substanz erhalten werden. Die Struktur des Gebäudes ist sehr gut ablesbar geblieben.
Entdeckung im Flett: Seltener Fußboden wird restauriert
Eine große Besonderheit birgt die historische Hausküche im zwischen Wirtschafts- und Wohnteil gelegenen sogenannten Flett. Der ehemalige Hauptraum mit dem für nordwestdeutsche Bauernhäuser charakteristischen Herdfeuer weist einen Terrazzoboden aus Kalk auf, der sehr wahrscheinlich noch aus der Erbauungszeit stammt. Er wurde vor Ort aus einer Mischung aus feinem, weißen Kalkmörtel und weißem Kalkschotter gegossen und von Hand mit der Oberkante der Steineinfassung der Feuerstelle plangeschliffen. Dieser äußerst seltene Fußboden wird derzeit mit finanzieller Unterstützung des LWL nach einem ausgeklügelten Konzept restauriert. Ergänzend konnte seitens der Gemeinde Altenberge für die Restaurierung des Herdfeuers eine Pauschalzuwendung aus dem Denkmalförderprogramm bereitgestellt werden.