Der Bieketurm in Attendorn – vom verwunschenen Rapunzelturm zum Schmuckstück der ehemaligen Festungsanlage
Denkmal des Monats Februar 2021
Der seit 1986 unter Denkmalschutz stehende Bieketurm in Attendorn ist einer der besterhaltenen Wehrtürme des Kreises Olpe. Nach einer erfolgreichen Sanierung in den letzten Jahren präsentiert er sich wieder als Schmuckstück der Stadtbefestigung. In seiner heutigen Nutzung durch die Schützengesellschaft Attendorn ist der Turm nicht nur historisch bedeutend, sondern auch regionalgeschichtlich aus dem Traditionsbewusstsein der Stadt nicht mehr wegzudenken. Daher soll er hier vorgestellt und als Denkmal des Monats gewürdigt werden.
Zur Geschichte des Bieketurms
Der Bieketurm ist neben dem Pulverturm und verschiedenen Mauerresten Teil der einstigen Stadtmauer Attendorns. Im Mittelalter gab es insgesamt zwölf Wehrtürme sowie vier Tore, von denen aber nach dem Abriss der Wehranlage 1812 nur noch der Bieketurm und der Pulverturm erhalten sind.
Der dreigeschossige Rundturm, der im 14. Jahrhundert aus Bruchsteinen erbaut wurde, wird durch ein Kegeldach mit Schieferdeckung abgeschlossen. Im ersten Obergeschoss ist das mittelalterliche Gewölbe erhalten. Die kleinformatigen Schießscharten erinnern an die einstige Funktion des Wehrturmes. Die großen Schleusentore im Erdgeschoss zeigen noch heute eindrucksvoll, welchen Weg das Wasser aus dem benachbarten Feuerteich nehmen konnte. Bei Bränden innerhalb der Stadtmauer konnte das Wasser zum Löschen und bei feindlichen Angriffen von außen zum Auffüllen der Gräben vor der Stadtmauer genutzt werden.
Seit 2004 ist der Turm in Besitz der Attendorner Schützengesellschaft und wurde von ihren Mitgliedern bis 1993 mit großem Engagement zum Zeughaus und Museum umgestaltet worden.
Der Efeu muss weg – Sanierungsmaßnahmen am Bieketurm
Der mit den Jahren übermäßig gewachsene Efeu gab dem Turm zwar scheinbar ein märchenhaftes Aussehen. Allerdings schädigten die Wurzeln, die teils bis zur Mitte des Turmes reichten, das Bruchsteinmauerwerk erheblich, sodass dringender Handlungsbedarf bestand. Nach erfolgter Begutachtung durch eine Restaurierungsfirma, die eine Bestandsaufnahme erstellte und Handlungsempfehlungen formulierte, halfen Mitglieder der Schützengesellschaft unter kompetenter fachlicher Anleitung eines Steinrestaurators und mithilfe der Beratung der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen tatkräftig mit, sodass der Efeubewuchs fachgerecht entfernt werden konnten.
Durch die finanzielle Förderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der NRW-Stiftung sowie durch Zuwendungen aus dem Denkmalförderprogramm des Landes NRW konnte ab 2019 das Mauerwerk des Turmes saniert und denkmalgerecht instandgesetzt werden. Geologische und restauratorische Befunduntersuchungen bestätigten, dass eine umfassende Neuverfugung notwendig war, um das Mauerwerk dauerhaft zu erhalten. Teile der Mauersteine mussten ausgetauscht werden, und das Kegeldach erhielt eine neue Schiefereindeckung. Kleinteilige Maueröffnungen und Abbruchspuren wurden bewusst erhalten, um die wechselvolle Historie des Bieketurms weiterhin erlebbar zu lassen.
Autorin
Frauke Berghorn
Ehemalige Mitarbeiterin Praktische Denkmalpflege