Dorfgemeinschaft ermöglicht vorbildliche Restaurierung: Die Kreuzwegkapelle in Bestwig-Velmede (Hochsauerlandkreis)
Denkmal des Monats März 2019
Am nördlichen Ortsrand von Velmede markiert ein kleiner, achteckiger Kapellenbau hinter dem Haus Kanalstraße 18 den Beginn des Kreuzwegs, der von hier aus seit 1860 den Berghang „Am Dorn“ hinaufführt. Die Christus als dem „blutschwitzenden Heiland“ geweihte Kapelle steht auf einem Privatgrundstück und die Errichtung in den Jahren 1885/86 geht auf die Initiative von Einwohnern Velmedes zurück.
In ungebrochener Kontinuität fühlt sich die Dorfgemeinschaft bis heute für den Erhalt des Bauwerks verantwortlich. Stellvertretend für die vielen landschaftsprägenden Kapellen im Sauerland, die ihren Fortbestand ehrenamtlichem Einsatz verdanken, hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die vorbildlich restaurierte Velmeder Kapelle als Denkmal des Monats März ausgewählt.
Kreuzwegkapelle in Velmede nach der Restaurierung 2018. Foto: LWL/Dülberg.
Restaurierungsmaßnahmen
Bei den jüngsten Restaurierungsarbeiten wurde zunächst das von einem Metallkreuz mit den Leidenswerkzeugen Christi bekrönte Zeltdach erneuert. Zur Verwendung kam heimischer Schiefer in altdeutscher Doppeldeckung. Das über einem niedrigen Bruchsteinsockel verputzte Äußere wird durch spitzbogige Blendnischen gegliedert, die vier schmale Fenster und die Eingangstür umrahmen. Die Ausbesserung des Bruchsteinsockels und die Pflasterung rund um das Gebäude erfolgten in Eigenleistung. Abschließend erhielt die Kapelle einen neuen Außenanstrich.
Das den ganzen Innenraum überspannende, mehrteilige Kreuzrippengewölbe in neugotischen Formen weist eine bauzeitliche Dekorationsmalerei mit ornamentalen und floralen Schmuckformen auf. Diese wurde allerdings 1985 schon einmal vereinfachend überarbeitet. Denkmalpflegerisches Ziel der aktuellen Maßnahme war die Konservierung des Bestands, sodass die Gewölbemalerei gereinigt und zurückhaltend retuschiert wurde. Ebenso wurde mit dem Altarrelief verfahren, dessen ursprüngliche Rahmung verloren ist. Die Wandflächen bekamen einen reversiblen Neuanstrich.
Das den ganzen Innenraum überspannende, mehrteilige Kreuzrippengewölbe in neugotischen Formen weist eine bauzeitliche Dekorationsmalerei mit ornamentalen und floralen Schmuckformen auf. Diese wurde allerdings 1985 schon einmal vereinfachend überarbeitet. Denkmalpflegerisches Ziel der aktuellen Maßnahme war die Konservierung des Bestands, sodass die Gewölbemalerei gereinigt und zurückhaltend retuschiert wurde. Ebenso wurde mit dem Altarrelief verfahren, dessen ursprüngliche Rahmung verloren ist. Die Wandflächen bekamen einen reversiblen Neuanstrich.
Bleiverglasungen der Fenster
Bei den bauzeitlichen Bleiverglasungen der Fenster handelt es sich um Ornamentscheiben mit stilisierten, sich wiederholenden Blattformen (Weinlaub), in die je ein kreisrundes Medaillon mit figürlicher Darstellung integriert ist. Nach Kriegsverlust war ein Fenster ganz, ein zweites teilweise in modernen Formen ergänzt worden. Dem dringenden Wunsch der Dorfgemeinschaft folgend wurden diese Fenster nun nach dem Vorbild der restaurierten Originale rekonstruiert.
Die Errichtungsurkunde der Kapelle berichtet, dass die figürlichen Medaillons der Fenster zusammen mit dem „blutschwitzenden Heiland“ der Ölbergszene auf dem Altar die fünf schmerzhaften Rosenkranzgeheimnisse darstellen sollen. Zu den erhaltenen Szenen aus der Leidensgeschichte Christi – Ölberg, Dornenkrönung, Kreuztragung, Kreuzigung – muss man demnach die Geißelung ergänzen. Bei der Suche nach Vorlagen stellte sich heraus, dass die Darstellungen aus der Bilderbibel (Erstauflage 1860) des Malers Julius Schnorr von Carolsfeld (1794–1872) kopiert und in Drucktechnik auf das Glas übertragen worden waren. Die Bilderbibel enthält allerdings keine Geißelung Christi. Ersatzweise wurde ein passender Kupferstich (1509) von Lucas van Leyden (1494–1533) als Vorlage ausgewählt, auf Glas gedruckt und in die Rekonstruktion eingefügt. Alle Fenster erhielten zudem eine nach innen hinterlüftete Schutzverglasung.
Zukunft
Es ist zu hoffen, dass das Engagement der Dorfgemeinschaft in die Zukunft tradiert werden kann, damit die Velmeder Kreuzwegkapelle noch möglichst lange erhalten bleibt als intaktes und im besten Fall auch genutztes Zeugnis der Frömmigkeit breiter Bevölkerungskreise und als identitätsstiftendes Stück Heimat.
Die Restaurierung 2016–2018 wurde anteilig aus Denkmalpflegemitteln der Gemeinde Bestwig und des LWL gefördert.
Autor
Dr. Dirk Strohmann
Ehemailiger Mitarbeiter Restaurierung