Das Fort A der Bahnhofsbefestigung in Minden: Ein Denkmal setzt Maßstäbe für die städtebaulich-denkmalpflegerische Entwicklung
Denkmal des Monats Oktober 2021
Mit ihrer Bahnhofsbefestigung verfügt die Stadt Minden über ein verstecktes Juwel. Die Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete und in Teilen bis heute erhaltene Befestigungsanlage zur Sicherung des Bahnhofes sowie anderer wichtiger Infrastruktureinrichtungen wie dem alten Weserhafen zeugt von der einstigen Bedeutung Mindens als militärstrategisch wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Für das Umfeld des denkmalgeschützten Fort A als prägnantes Gebäude der ehemaligen Befestigungsanlage und die Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs wurde in jüngster Zeit ein städtebaulich-denkmalpflegerischer Rahmenplan erarbeitet. Dieser zeigt die außerordentlich vielfältigen Potenziale für eine qualitätvolle städtebauliche Weiterentwicklung unter Würdigung denkmalpflegerischer Belange auf. Eingebettet ist er in die Planungen der Stadt Minden zur Stärkung des rechten Weserufers durch ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept.
Übersichtsplan von der Bahnhofsbefestigung aus dem Jahr 1875. Quelle: Mindener Museum
Eine Festung für den Bahnhof und den Güterverkehr
Die Bahnhofsbefestigung wurde als Erweiterung der Stadtbefestigung errichtet, als im Jahr 1848 am östlichen Weserufer – und damit außerhalb der bis dahin existierenden Befestigungsanlagen – der Mindener Bahnhof entstand. Drei Forts sicherten den unmittelbar an der Grenze zum Königreich Hannover gelegenen Endpunkt der Köln-Mindener Eisenbahn und der Hannoverschen Staatseisenbahn, den Güterbahnhof und den alten Weserhafen. Dem nördlich gelegenen Fort A kommt eine herausragende Bedeutung zu, da es die militärstrategisch besonders relevante Eisenbahndurchfahrt nach Hannover sicherte. Das Zentrum des Forts bildete das Reduit, ein Rückzugswerk für den Fall der Erstürmung. Einst war es abgeschirmt von einem Wall, der mächtigen Befestigungsmauer und einem Graben mit vorgelagertem Glacis. Nach dem Wegfall der Notwendigkeit zur Verteidigung ab 1873 wurde das Reduit des Forts A zu einer Kaserne umgebaut; ab 1918 folgten auf die militärische Nutzung Zeiten des Leerstandes und verschiedene Zwischennutzungen. Heute sind von dem seit 2000 als Denkmal eingetragenen Fort A neben dem Reduit verschiedene Teile im Boden erhalten. Das hochkarätige Denkmal kommt in seinem derzeit vernachlässigten Umfeld kaum zur Geltung. Ebenso ergeht es den erhaltenswerten und teilweise denkmalgeschützten Anlagen des Güterbahnhofes. Daher veranlasste die Untere Denkmalschutzbehörde Minden mit Unterstützung der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen die Erarbeitung eines Rahmenplanes für das Areal rund um das Fort A.
Das Reduit des Forts A um 1900. Quelle: Kommunalarchiv Minden
Impulse als Schlüssel zum Erfolg
Der im vergangenen Jahr durch das Architektur- und Stadtplanungsbüro Spital-Frenking+Schwarz erstellte Rahmenplan stellt dar, welch beachtliche städtebauliche Potenziale im Areal rund um das Fort A schlummern. Der Rahmenplan schlägt die Anlage eines archäologischen Parks rund um das Fort A vor. Rundherum und vor allem im Umfeld der Maschinengebäude und Lokschuppen des Güterbahnhofs wurden Bereiche zum Wohnen und Arbeiten sowie für Gewerbe, Erholungs- und Freizeitangebote konzipiert. Darüber hinaus wurden Vorschläge zur infrastrukturellen Einbindung unterbreitet. Eine Weiterentwicklung des denkmalgeschützten Gebäudebestandes und eine Gestaltung der Freiflächen würden eine wechselseitige Stärkung der historischen Substanz und der Neubauten bewirken. Die Stadt Minden wäre um ein attraktives Quartier reicher und die Denkmallandschaft in beispielhafter Weise erlebbar. Wir dürfen gespannt sein, was die Zukunft bringt – an vielversprechenden Ideen mangelt es nicht.
Wer mehr über die städtebauliche Entwicklung des rechten Weserufers in Minden erfahren möchte, findet nachfolgend das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept zu herunterladen.
Autorin
Marriët Boutez
Ehemalige Mitarbeiterin Praktische Denkmalpflege