Die Astronomische Uhr aus dem Dom zu Münster
Denkmal des Monats
September 2022
Umfangreiche Restaurierung
Eines der meistbesuchten Objekte des Münsteraner Doms ist die astronomische Uhr im Chorumgang. Anfang 2022 wurden die letzten Maßnahmen der umfangreichen Restaurierung abgeschlossen. Parallel dazu fanden zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen statt, die neue Erkenntnisse zu Technologie, Alter und Urheberschaft brachten.
Mit den ersten Arbeiten war bereits 2012 während der Generalsanierung des Doms begonnen worden. Wunsch des Domkapitels als Auftraggeber war es, die Uhr nicht nur zu konservieren, sondern auch optische Störungen zu minimieren und verfremdende Überarbeitungen weitgehend zu entfernen sowie die darunter sichtbar werdenden Beschädigungen zurückhaltend zu restaurieren.
Das Obergeschoss der Astronomischen Uhr im Vor- und Endzustand, Foto: Stephan Kube
Forschung
Um aussagekräftige Ergebnisse zur Konzept- und Methodenkonkretisierung zu erhalten, wurde die Uhr in all ihren Bestandteilen von einem Gremium, bestehend aus Fachleuten der Kunstgeschichte, Naturwissenschaften und Restaurierung sowie Sachverständigen für Uhrwerke eingehend untersucht. So erfolgten dendrochronologische Analysen zur Altersbestimmung und diverse strahlendiagnostische Untersuchungen. Außerhalb des Publikumsverkehrs wurden die hölzernen Maltafeln geröntgt, um unter anderem festzustellen, ob unter der vorhandenen Malerei ältere Malschichten vorliegen und zu ermitteln, was diese früheren Darstellungen zeigen. UV-Aufnahmen gaben Aufschluss über den Umfang und die Art von Überarbeitungen. Des Weiteren wurden kleinste Farbproben genommen, um die verwendeten Pigmente und Bindemittel analysieren zu lassen.
Begleitend zu sämtlichen Untersuchungen und Arbeitsschritten erfolgte eine systematische fotografische Dokumentation der Uhr.
Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen
Der erste große Maßnahmenabschnitt fand von April 2017 bis Mai 2018 statt, wobei die Schauseite inklusive aller Skulpturen im ersten und zweiten Obergeschoss konserviert und restauriert wurde.
Zuletzt erfolgte die Bearbeitung des Monatskalendariums von Juli 2019 bis Dezember 2021. Die einzelnen Teile wurden von einer spezialisierten Uhrmacherfirma ausgebaut und zur Untersuchung sowie Konservierung in ein Restaurierungsatelier gebracht. Bei den zwölf Monatsscheiben handelt es sich um gewalzte Kupferbleche, die mit einer leuchtend grünen Grundierung aus Bleiweiß und Kupferpigmenten in Öl versehen sind. Nur in hellen Bereichen liegt darüber ein weiterer dünner Ölgrund in elfenbeinfarbenem Ton. Darauf befindet sich eine Unterzeichnung mit einem dunklen Medium, was mit Hilfe von Infrarot sichtbar gemacht werden konnte. Es folgt ein mehrschichtiger Farbaufbau durch Vorlegen eines Grundtons und Lasuren. Den Abschluss bildet ein Naturharzfirnis.
Kalendarium mit Kugellagern für die Monatsscheiben, Foto: Stephan Kube
Der Kirchenpatron Paulus in der Mitte des Kalendariums, nach der Restaurierung hat die gemalte Architektur an Klarheit gewonnen, Foto: Stephan Kube
Die Monatsbilder
Die Malerei stammt, wie die der Obergeschosse, von Ludger tom Ring dem Älteren und seinem Sohn Hermann. In den Monatsdarstellungen finden sich einige Gebäude und Plätze aus dem Münsteraner Stadtbild wieder. Die detailreichen Monatsbilder mit einem Durchmesser von jeweils rund fünfzehn Zentimetern sind so fein gearbeitet, dass sie an die flämische Genremalerei erinnern. Sie müssen mit feinsten Pinseln unter der Lupe gemalt worden sein.
Besser erlebbar
Ähnlich akribisch musste bei der 2021 durchgeführten Entrestaurierung vorgegangen werden. Durch die Untersuchungen und Recherchen konnten bis zu fünf Überarbeitungsphasen und Restaurierungen festgestellt werden, die sich vor allem durch Übermalungen und Retuschen auszeichneten. Die älteste stammt vermutlich aus dem Jahr 1709. Unter dem Mikroskop wurden diese Überarbeitungen abgenommen. Dabei kamen das Wappen der Familie tom Ring und die Datierung 1540 zum Vorschein. Neben konservatorischen Maßnahmen erfolgte die Integration von Fehlstellen mit Korrekturen vorangegangener Fehlinterpretationen. Alle Untersuchungsergebnisse und Maßnahmen wurden schriftlich, fotografisch und kartografisch dokumentiert.
Durch die umfangreichen Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten hat die Uhr als Kunstwerk in den Farben wieder an Leuchtkraft gewonnen und ist in ihren Details deutlicher ablesbar, was sie in ihrer Aussagekraft und Bedeutung besser erlebbar macht.