St. Kilian in Paderborn
Denkmal des Monats November 2021
Weitgehend unbekannt steht im Süden Paderborns eine der bedeutenden Betonkirchen Westfalens. 1965-1967 nach Plänen des Bielefelder Architekten Joachim Georg Hanke errichtet gehört diese Rundkirche zu den wenigen Beispielen der Architecture Brut im Nachkriegskirchenbau des ostwestfälischen Erzbistums. Seit 2020 steht St. Kilian auf der Denkmalliste der Stadt Paderborn.
Kirche St. Kilian. Quelle: Rüenauver, Josef: Neue Kirchenbauten im Erzbistum Paderborn 1948-1967. Das Münster, XX. Jahrgang, Heft 2, 1967, Regensburg: Schnell & Steiner, S. 51-53.
Neue Tendenzen in Liturgie und Kirchenbau
Architekt und Glaskünstler entwarfen einen reinen Zentralbau, wie er bereits Mitte der 1950er-Jahre im Rheinland und im süddeutschen Raum verwirklicht worden war. Allgemein zeichnete sich im Kirchenbau ab Mitte der 1950er-Jahre zunächst eine Tendenz zur Zentralisierung der Grundrisse ab, bei der strenge, längsrechteckige Raumgefüge der frühen Nachkriegszeit zunehmend aufgelockert wurden durch Schrägstellen, Abknicken oder durch organische Kurven der Längswände. Damit ging eine zunehmende räumliche Vereinheitlichung von Altar- und Gemeinderaum einher, wodurch Altar und Gemeinde näher zusammenrückten und ein als Chor verstandener Einheitsraum entstand, der ein neues Verständnis von Liturgie und Kirchenraum bezeugt. Dieser Wandel ist unter anderem durch die Vorstellung gekennzeichnet, dass sich die Gegenwart Christi nicht mehr nur in den eucharistischen Gaben und dem geweihten Priester, sondern gleichermaßen in der sich versammelnden Gemeinschaft vollzieht. Dieses Verständnis eines allgemeinen Priestertums führte dazu, dass der gesamte Raum als Chor verstanden wird.
Ein Raum weist über sich selbst hinaus
In Paderborn entschied man sich für einen zylindrischen Baukörper, gab dabei die Vorstellung des Wandkontinuums auf zugunsten einer Konstruktion aus schlanken Stahlbetonstützen, die einen umlaufenden Stahlbetonringanker und ein als Raumfachwerk aus Stahlgitterträgern gefertigtes Faltdach tragen. Zwischen die Sichtbetonstelen spannte man Dickglasbetonbahnen, gestaltet von dem Künstler Hubert Spierling, und inszenierte auf diese Weise eine diaphane Ummantelung, deren diffuser Lichteinfall einen transzendenten, über sich selbst hinausweisenden Innenraum entstehen ließ, dessen Wirkung bis heute erfahrbar ist.
Neue Tendenzen in Liturgie und Kirchenbau
Architekt und Glaskünstler entwarfen einen reinen Zentralbau, wie er bereits Mitte der 1950er-Jahre im Rheinland und im süddeutschen Raum verwirklicht worden war. Allgemein zeichnete sich im Kirchenbau ab Mitte der 1950er-Jahre zunächst eine Tendenz zur Zentralisierung der Grundrisse ab, bei der strenge, längsrechteckige Raumgefüge der frühen Nachkriegszeit zunehmend aufgelockert wurden durch Schrägstellen, Abknicken oder durch organische Kurven der Längswände. Damit ging eine zunehmende räumliche Vereinheitlichung von Altar- und Gemeinderaum einher, wodurch Altar und Gemeinde näher zusammenrückten und ein als Chor verstandener Einheitsraum entstand, der ein neues Verständnis von Liturgie und Kirchenraum bezeugt. Dieser Wandel ist unter anderem durch die Vorstellung gekennzeichnet, dass sich die Gegenwart Christi nicht mehr nur in den eucharistischen Gaben und dem geweihten Priester, sondern gleichermaßen in der sich versammelnden Gemeinschaft vollzieht. Dieses Verständnis eines allgemeinen Priestertums führte dazu, dass der gesamte Raum als Chor verstanden wird.
Einer der ersten Zentralbauten im Bistum
Im Erzbistum Paderborn gab es bis in die 1960er-Jahre einen deutlichen Schwerpunkt auf traditionsorientierte Längsbauformen und das Konzept der Wegekirche. Zunehmend entstanden aber auch Bauten mit parabel- und trapezförmigen oder ähnlich aufweitenden Grundrissen und freistehenden Altären auf niedrigen, vorspringenden ‚Inseln‘, die eine räumliche Vereinheitlichung von Allerheiligstem und Gemeinde umsetzen. Ab 1960 wurden auch einige reine Zentralbauten im Erzbistum realisiert, darunter die Kilianskirche in Paderborn. Nach längeren, kontroversen Diskussionen entschied man sich für ein gerichtetes Konzept, so dass der kreisrunde ‚Chor' ein liturgisches Zentrum im südlichen Teil des Kirchenraumes erhielt. Allerdings positionierte man den Altar an niedrigster Stelle des Raumes mit seinem nach Süden abfallenden Boden, so dass die Kirchengemeinde auf ‚Augenhöhe‘ am liturgischen Geschehen beteiligt ist. Dass der Altar dabei für die Zelebration versus populum frei vor der Raumgrenze steht, entsprach dem neuen Liturgieverständnis, das annähernd zeitgleich mit Planung und Baubeginn der Kilianskirche während des 2. Vatikanischen Konzils in der ‚Konstitution über die Liturgie‘ (1963) mit entsprechenden Ausführungsbestimmungen (1964f.) anerkannt wurde.
Autorin
Dr. Marion Niemeyer
Ehemalige Mitarbeiterin Inventarisierung