Schloss Senden: Gesamtinstandsetzung geht in die erste Runde
Denkmal des Monats Juli 2018
Lange Zeit bot das südwestlich von Münster an der Stever gelegene Schloss Senden ein Bild der Verwahrlosung, das nicht nur Fachleuten die Dringlichkeit von Instandsetzungsmaßnahmen vor Augen führte. Seit der Übernahme des denkmalgeschützten Ensembles durch zwei engagierte ortsansässige Familien und die Gründung des Trägervereins Schloss Senden e. V. im Jahr 2015 haben sich die Vorzeichen für dessen Zukunft wesentlich geändert. Nach mehr als zwei Jahren intensiver Vorbereitung stehen nun die ersten Schritte in Richtung einer nachhaltigen Instandsetzung und Revitalisierung unmittelbar bevor.
Spätmittelalterliches Herrenhaus
Die Entwicklungsgeschichte der Anlage ist eng mit der Geschichte der steverabwärts gelegenen Burgen Kakesbeck und Vischering verknüpft. Vermutlich wird es sich bei Schloss Senden zunächst um eine für das Münsterland typische Wasserburg mit Herrenhaus und Wirtschaftsgebäuden auf zwei getrennten Inseln gehandelt haben. Spätestens im 17. Jahrhundert wurde die große zusammenhängende Insel, die heutige Hauptburg, geschaffen.
Die überlieferten Gebäude der Anlage weisen eine große Heterogenität auf: Das Herrenhaus und die Rentei wurden im regionaltypischen Stil spätmittelalterlicher herrschaftlicher Steingebäude errichtet. Das große Wirtschaftsgebäude, das sogenannte Bauhaus, gibt sich zum Hof hin als klassischer Fachwerkbau zu erkennen.
Vorbereitungen für die Umsetzung
Der erste und zweite Bauabschnitt der Gesamtinstandsetzung gehen nun in die Umsetzungsphase. In Kürze werden Gerüste aufgebaut und mit teils schwerem Gerät Sicherungsmaßnahmen begonnen. Am Rombergtrakt und am Mannenhaus (auch Leutehaus genannt) werden Dächer neu eingedeckt, gravierende Schäden an der Holzkonstruktion repariert und eine aufwendige Nachfundamentierung durchgeführt.
Die Konzepte für die einzelnen Maßnahmen wurden unter Beteiligung verschiedener Planungsbüros und Fachgutachter und in Abstimmung mit der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen entwickelt. Zu den wichtigen vorbereitenden Maßnahmen zählen auch die Einsätze der Jugendbauhütte Soest, deren Freiwillige in zahlreichen Workshops unter anderem große Teile der Schlossgebäude von neuzeitlichem Mobiliar und Unrat befreit haben.
Nachhaltige Revitalisierung
In den nächsten Schritten sollen weitere grundlegende Instandsetzungsarbeiten durchgeführt werden. Gleichzeitig wird das Denkmal durch begleitende Untersuchungen der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen (LWL-DLBW) und der LWL-Archäologie für Westfalen weiter erforscht. Der Sachbereich Bauforschung unterstützt die Instandsetzungsbemühungen durch baugeschichtliche Untersuchungen. So wurden schon Teilaufmaße erstellt, dendrochronologische Untersuchungen durchgeführt und die anlaufenden Dokumentationen beraten. Hierbei gelang es, alle acht Bauten auf der Herrenhausinsel erstmals zu datieren, die Bebauung seit der Mitte des 16. Jahrhunderts konkret nachzuvollziehen und in die Besitz- und Familiengeschichte der Freiherren Droste zu Senden einzuordnen.
Im Rahmen des von der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur initiierten ersten westfälischen Parkpflegeseminars konnten unter Einbezug der Öffentlichkeit große Schritte in Richtung einer Instandsetzung der denkmalgeschützten Freianlagen umgesetzt werden. Die nachhaltige Instandsetzung und Revitalisierung des umfangreichen Gebäudebestandes werden voraussichtlich ebenfalls einige Zeit in Anspruch nehmen. Um zur Erfolgsgeschichte zu werden, benötigt das Projekt ganz sicher die anhaltende Unterstützung aus Politik und Bevölkerung. Bereits jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass das Projekt anderen Denkmaleigentümern und solchen, die es werden wollen, als Inspirationsquelle dienen kann.