Schritte einer außergewöhnlichen Restaurierung: Die Restaurierung der Treppenanlage im ehemaligen Friesenhausen’schen Hof in Soest
Denkmal des Monats April 2020
Die prunkvolle Treppenanlage des ehemaligen Friesenhausen’schen Hofes – einem Patrizierhaus vom Anfang des 18. Jahrhunderts in der Soester Altstadt – wurde kürzlich technologisch untersucht und restauriert. Die Maßnahmen fanden im Rahmen der von 2017 bis 2019 erfolgten Gebäudesanierung und des Umbaus von einem Mehr- zu einem Einfamilienwohnhaus statt.
Ausgangspunkt
Die hölzerne und auffällig verzierte Treppenanlage steht, nachdem das großzügige Foyer betreten ist, an zentraler Stelle im Mittelteil des ehemaligen Adelshofes. Sie verbindet das Erdgeschoss mit dem ersten Obergeschoss. Die Treppe ist dreiläufig in U-Form angelegt und besitzt zwei Viertelpodeste als Zwischenebenen. Den Treppenaufgang flankieren zwei farbig gestaltete geschnitzte Löwen, am Treppenende im ersten Obergeschoss ist das Geländer mit zwei Putti verziert. Die Holzstufen sind einfach gehalten, das Geländer ist mit dicken Knäufen und ellipsenförmigen Balustern mit Marmorierung versehen. Die meisten Holzelemente sind in den 1990er-Jahren in eher minderwertiger Qualität farbig überfasst worden, sodass die Wirkung bis zum Zeitpunkt der jüngst stattgefundenen Restaurierung recht überladen und eher plakativ war.
Untersuchung
Die Untersuchung der Treppe wurde aufgrund der umfangreichen Sanierungsarbeiten und der Bauabläufe im und am Haus in zwei Phasen gegliedert. So fand die erste Untersuchungsphase Anfang 2017 statt und die zweite Phase Anfang 2018. Die Bemalung der Treppe wurde von zwei Restaurierungsfirmen hinsichtlich komplexer Fragestellungen untersucht. Dabei ging es weniger um die Holzsubstanz als um den Umgang mit den großflächig in den 1990er-Jahren übermalten Farbschichten. So war beispielsweise zu klären, wie die ursprüngliche Farbgestaltung des 18. Jahrhunderts ausgesehen haben könnte, ob diese – zumindest fragmentarisch – noch vorhanden ist und ob sich die nachgewiesenen Überarbeitungsphasen zeitlich einordnen lassen. Gleichzeitig galt es zu eruieren, womit sich die ästhetisch beeinträchtigenden Übermalungen bearbeiten lassen und wie mit mehr oder minder stark zerstörten Farbbereichen an der Treppe umgegangen werden sollte.
Restaurierungskonzept
Nach mehreren Diskussionsrunden wurde Mitte 2018 das Restaurierungskonzept festgelegt. Als Hauptziel wurde die Rekonstruktion der Farbgestaltung nach dem nachweislich um 1770 stattgefundenen Treppenhausumbau formuliert. Dabei sollte die originale Farbgebung an den marmorierten Elementen und den Füllungsmalereien freigelegt und restauriert werden sowie eine Rekonstruktion der Bemalung der Treppenarchitektur erfolgen. Als letzter Schritt folgte die praktische Ausführung, bei der teilweise mehrere Restauratorinnen und Restauratoren zeitgleich an der Treppenanlage arbeiteten.
Hervorragendes Ergebnis
Für nicht eindeutig zu klärende Farbpartien an der Treppe wurden mit einer großen Wertschätzung gegenüber alten und historischen Befunden sachgerechte Kompromisslösungen erarbeitet. Viele Bereiche konnten durch das Restaurierungskonzept mit dem Ziel der Rekonstruktion der Farbgestaltung um 1770 optisch beruhigt und gleichermaßen besonders akzentuiert werden. Auch hat die Treppe die ästhetisch beeinträchtigende farbliche Überladenheit verloren. Das hervorragende Ergebnis der Restaurierung der Treppenanlage ist in besonderer Weise zu würdigen und wird aus diesem Grunde mit dem Denkmal des Monats der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen ausgezeichnet.