Kraftfahrerkapelle St. Christophorus in Telgte-Raestrup: Eine Kapelle für die Gemeinde und für Durchreisende
Denkmal des Monats April 2021
Als etwas abgelegen kann man die Lage der Kraftfahrerkapelle St. Christophorus in Telgte-Raestrup bezeichnen und manch ein Autofahrer auf der Bundesstraße 64 mag sie im Vorbeifahren kaum wahrgenommen haben. Dabei hätte die Kapelle mehr Beachtung verdient, ist sie doch nicht nur ein junges Denkmal, sondern eines, das in seiner Doppelfunktion wohl einzigartig ist.
Ein Zeichen der neuen Zeit
Bevor 1964 die Weihe von St. Christophorus stattfand, hegten die Raestruper drei Jahrzehnte lang den Wunsch nach einer eigenen Kirche für ihre weit außerhalb von Telgte gelegene Bauerschaft. Schon in den 1920er-Jahren hatten sie einen Kapellenbauverein gegründet. Ab Ende 1944 wurden Gottesdienste auf dem Hof Rusche gefeiert, zunächst in der Küche und danach in einer Baracke, die der Krieg hinterlassen hatte. Doch ihr neuer Gottesdienstraum sollte mehr sein als „nur“ Bauerschaftskirche.
Im Bauantrag heißt es: „Die Kirche ist nicht nur als Gemeindekirche, sondern vor allem für vorbeifahrende Autofahrer (Ähnlich den Autobahnkirchen) geplant.“
Autobahnkirchen waren zu diesem Zeitpunkt ein junges Phänomen: Die erste war erst 1958 an der Autobahn 8 entstanden; 1959 folgte in Exter (heute Ortsteil von Vlotho) die zweite Autobahnkirche Deutschlands, die gleichzeitig die erste in Westfalen war. Eine Besonderheit ist die Errichtung von St. Christophorus an einer Bundesstraße. Das Auto wurde gerade zum Massenverkehrsmittel. Mit dem Verkehrsaufkommen stieg auch die Zahl der Verkehrstoten. Zu ihrem Gedenken wurde im Turm von St. Christophorus eine Memorialkapelle eingerichtet, in der Gedenktafeln mit den Namen und Lebensdaten von Unfallopfern angebracht sind. Auch der Gottesdienstraum dient nicht nur der Gemeinde, sondern ist für die Vorbeifahrenden als Stätte für stille Einkehr und Gebet geöffnet.
Blick in die Turmkapelle mit der Gedenktafel für die Unfalltoten. Foto: LWL-Hofmann
Ein programmatischer Bau
Errichtet wurde St. Christophorus nach Plänen des Münsteraner Diözesanbaumeisters Eberhard Kleffner unter Bauleitung seiner Frau Christa Kleffner-Dirxen. Sie entwickelten einen Zeltbau auf etwa quadratischem Grundriss als Holzbinderkonstruktion mit eingestellten Backsteinwänden. Der Turm mit steilem kupfernen Pyramidendach ist über seitliche Zugänge mit dem Kirchenbau verbunden. Dazwischen liegt ein begrüntes Atrium.
Das Zelt war als Motiv für den Kirchenbau der 1960er-Jahre beliebt und ist hier als Heimstätte des Reisenden besonders passend. Ebenso programmatisch wie die Bauform und das Patronat des heiligen Christophorus ist die in den Grundstein eingemeißelte Marienanrufung „ITER PARA TUTUM“ – „Bereite einen sicheren Weg“. Dabei handelte es sich auch um den Leitspruch des kurz vor der Errichtung verstorbenen Bischofs Michael Keller.