Halle (Westfalen), Orangerie bei Schloss Tatenhausen
Frans-Annen-Burg wird die Orangerie genannt, die 1751 nach Plänen von Johann Conrad Schlaun im Park von Schloss Tatenhausen entstand. Der Name verweist auf die adeligen Auftraggeber: Vier Jahre vor Errichtung des Gartenhauses hatten Franz Otto von Korff genannt Schmising zu Tatenhausen und Anna Elisabeth Henrika Maria Droste zu Vischering geheiratet.
Als „Treibhaus“ bezeichnet Schlaun den Bau in seinen Plänen. Doch tatsächlich wirkt die Orangerie wie eine kleine Gartenburg – mit einem prägnant vorspringenden Mittelpavillon auf längsovalem Grundriss und niedrigen Treibhausflügeln. Bis auf die nach Süden durchfensterten Fachwerkwände entstand das Gebäude aus verputztem Bruchstein. Das Allianzwappen von Korff und Droste zu Vischering und ein reiches, geschmiedetes Gitter verleihen der Haupttür ein repräsentatives Erscheinungsbild.
Gartenschlösschen mit Doppelfunktion
Wie viele barocke Orangerien war auch die Frans-Annen-Burg kein reines Gewächshaus, sondern erfüllte mehrere Funktionen: Im ovalen Mittelteil plante Schlaun einen „Salon mit einem Camien und einer Cascade en Niche“ und in der darüber liegenden Mansarde einen „Salon um Lufft zu schöpfen und Taback zu rauchen“. Damit bot das Gartenhaus Raum für sommerliche Festlichkeiten.
Die beiden Treibhausflügel konnten im Winter aus dem Kellergeschoss heraus beheizt werden. Der Namen Orangerie verweist darauf, dass hier Zitruspflanzen im Kübel überwintert werden konnten. Im Keller befand sich zudem ein Geräteraum für die Gärtner. Für diese hatte Schlaun auch ein „Trocken Zimmer und Magazin“ in der Mansarde eingeplant. Dieses wurde über eine separate Treppe erschlossen, so dass Gärtner und adelige Gesellschaft sich nicht begegneten.
Die Orangerie entstand im Zuge weiterer Umbauten am Schloss Tatenhausen, einer Wasserburg im Stil der Weserrenaissance. Schlaun hatte zu diesem Zeitpunkt bereits ähnliche Gebäude errichtet, etwa die Orangerie bei Schloss Nordkirchen. 1948 wurde die Frans-Annen-Burg zu Wohnzwecken umgebaut.
Katharina Stockmann
Kristin Püttmann, Orangerien und Fasanerien, in: Klaus Bußmann, Florian Matzner, Ulrich Schulze (Hg.), Johann Conrad Schlaun 1695–1773. Architektur des Spätbarock in Europa. Stuttgart 1995, S.535–539.
Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II, Westfalen. Überarbeitete Ausgabe 2016. Berlin/München 2016, S.378–379.
Foto: Andreas Lechtape, 1990
Adresse
Schloßweg 2
33790 Halle (Westfalen)
Besuch
Privateigentum. Die Anlage ist nicht öffentlich zugänglich, aber zum Teil von außen einsehbar.