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Saline Gottesgabe Rheine

Rheine, Saline Gottesgabe

Die Salinenanlage in Rheine stellt Schlauns Fertigkeiten als Ingenieur eindrücklich unter Beweis. Die zahlreichen Gebäude auf dem weitläufigen Areal dienten der Salzgewinnung und gehören heute zu den ältesten technischen Kulturdenkmälern in Westfalen aus vorindustrieller Zeit.

Der süddeutsche Salinenexperte Joachim Friedrich Freiherr von Beust plante die technische Anlage als Generaldirektor des Salzwesens. Ihre Errichtung lag jedoch in Schlauns Händen. Bereits einige Jahre vor Baubeginn der Saline 1744 machte Schlaun nicht nur die erste Kostenaufstellung für die Erneuerung der Saline, sondern veranlasste auch Bohrversuche in den alten Salzbrunnen.

Foto: Sharps via Wikimedia Commons

Die verschiedenen Anlagen

Das in der Region einmalige Ensemble enthält zahlreiche Anlagen zur Salzgewinnung: Als die erste derartige Anlage in Westfalen gilt das 1744 auf Pfeilern errichtete, für die damaligen Verhältnisse gewaltige Dorngradierhaus. Von ihm ist noch ein westlicher und östlicher Abschnitt vorhanden. Es war in seiner gesamten Länge von ca. 300 Metern überdacht und ist damit ein selten gewordenes Beispiel dieses Bautyps. Seitliche Sturmstreben schützen die Konstruktion.

Ebenfalls 1744 wurde das bereits vorhandene Salzsiedehaus ausgebaut und in Kreuzform erweitert. Im Zentrum der Anlage stehen über T-förmigem Grundriss drei eingeschossige Siedehäuser aus Fachwerk. Das sogenannte Dreigiebelhaus diente als Lager- und Betriebsgebäude und wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts teilweise erneuert. Nach einem von Schlaun gefertigten Plan wurde auch der Salinenkanal auf dem Gelände erbaut.

Spätere Entwicklungen

Bereits 1734 übernahm Schlaun einen von insgesamt 30 Anteilen der Münster'schen Salinen-Societät und war somit auch in wirtschaftlicher Hinsicht mit der Anlage verbunden.

1815-29 wurde die Anlage nochmals erweitert. Bis zur Aufhebung des Salzmonopols 1868 war sie die zentrale Einrichtung zur Salzversorgung des Münsterlandes. Die Saline wurde bis 1952 betrieben. Fußwege verbinden den Salinenpark mit dem Kloster Bentlage.

Bis heute ist nicht vollends geklärt, welche der zahlreichen Bauten der Salinenanlage aus Schlauns Feder stammen.

Dr. Eva Zepp

Magdalene Murdfield, Geschichte der Saline Gottesgabe bei Rheine i. W. nebst weiteren Beiträgen zur münsterländischen Wirtschaftsgeschichte [Diss. phil., Münster, 1922]. Münster 1925.

Clara und Antonius Stockmann, Die Saline ,,Gottesgabe" in Rheine. Ein Beitrag zur Salzgewinnung und Salzvermarktung in Westfalen, in: Heinz Heineberg, Klaus Temlitz, Alois Mayr, Hans-Hubert Walter, Julius Werner [Hg.], Siedlung und Landschaft in Westfalen. Bd. 25. 1998.

Adresse

Salinenstraße 105
48432 Rheine

Besuch

Die Außenanlage kann jederzeit besichtigt werden. Es finden regelmäßig öffentliche Führungen und Seminare statt.