Transkript anzeigen Abspielen Pausieren
Fasanerie Velen, Südfassade

Velen, Fasanerie

Freizeitvergnügen und Statussymbol: Im 18. Jahrhundert waren Fasanerien und Fasanengärten beim europäischen Adel in Mode. Die ursprünglich aus Asien stammenden Hühnervögel wurden nicht nur für die Jagd und als besondere Delikatesse gezüchtet, sondern boten auch einen schönen Anblick. Nicht selten gehörten zu Fasanerien auch Aufenthaltsräume für die adlige Gesellschaft.

So plante Johann Conrad Schlaun Mitte des 18. Jahrhunderts auch für Schloss Velen eine Fasanerie, die gleichzeitig als Jagdschlösschen dienen sollte. Im selben Zug hatte Schlossherr Anton Bernhard von Velen Schlaun mit dem Bau einer Orangerie und der Neugestaltung des nördlichen Schlossflügels beauftragt.

Die Fasanerie befindet sich mitten im weitläufigen Tiergarten, der 1707 erstmals erwähnt wurde. Eine eindrucksvolle Nord-Süd-Achse verbindet den eingeschossigen Backsteinbau mit dem ca. 600 Meter entfernt liegenden Schloss und seinem formalen Barockgarten, der später umgestaltet wurde. Ob Schlaun auch an der Gartenplanung beteiligt war, ist nicht bekannt.

Nach der Tochter des Bauherrn wurde die Fasanerie auch Theresienlust genannt. Dennoch erscheint das längsrechteckige Gebäude ohne den Luxus eines Lustschlösschens. Anders als die repräsentativere Orangerie plante Schlaun die Fasanerie als Nutzbau, wenn auch mit gestalterischem Anspruch: Gedoppelte Wandlisenen betonen die Mitteltür der symmetrisch gegliederten Südfassade. Von der ovalen Mauer um den Fasanengarten sind heute nur noch Reste erhalten.

In Velen ist das letzte Beispiel für eine Schlaun-Fasanerie erhalten. Die ebenfalls von Schlaun geplante Fasanerie von Schloss Nordkirchen wurde 1935 abgebrochen. Von dem von Schlaun neu gestalteten Fasanengarten bei Schloss Ahaus zeugt heute nur noch ein Tor.

Von 1988 bis 2018 wurde die Fasanerie für die Gastronomie des Hotels „Sportschloss Velen“ genutzt. Neue Pächter restaurierten das Baudenkmal. Seit 2020 dient es als Außenstelle des Velener Standesamts und Eventlocation.

Katharina Stockmann

Kristin Püttmann, Orangerien und Fasanerien, in: Klaus Bußmann, Florian Matzner, Ulrich Schulze (Hg.), Johann Conrad Schlaun 1695–1773. Architektur des Spätbarock in Europa. Stuttgart 1995, S.535–539.

Schlosspark und Tiergarten in Velen. In: LWL-GeodatenKultur. URL: https://www.lwl.org/geodatenkultur/objekt/252615 (Abgerufen 10.1.2024).

Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II, Westfalen. Überarbeitete Ausgabe 2016. Berlin/München, 2016, S. 1089.

Foto: Fasanerie Velen

Adresse

Am Tiergarten 22
46342 Velen

Besuch

Die Fasanerie wird als Außenstelle des Velener Standesamtes und als Veranstaltungs-Location genutzt.

www.fasanerie-velen.de