Der Torbogen von Burg Holtzbrinck in Altena
Denkmal des Monats September 2021
Burg Holtzbrinck ist eines der ältesten Bürgerhäuser der historischen Altstadt von Altena. Ihren eindrucksvollen Zugang bildet ein bildhauerisch bearbeiteter Torbogen aus dem 17. Jahrhundert. Bei seiner umfangreichen Restaurierung hat sich die Stadt Altena als Eigentümerin dazu entschlossen, eine mehrmonatige Trocknungsphase in die Maßnahme einzuplanen. Grundlage für diese Entscheidung war eine eingehende Voruntersuchung. Ziel war es, die langfristig anhaltende Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahme gewährleisten zu können. Aufgrund dieser sorgfältigen Vorgehensweise bei der Restaurierung eines Baudenkmals wurde der Torbogen der Burg Holtzbrinck als Denkmal des Monats ausgewählt.
Schauseite mit markanten Details
Die Stadtseite des Torbogens besteht aus gelblich braunem Ruhrsandstein. Der Rundbogen wird gerahmt von Pilastern mit blattornamentierten Kapitellen, auf denen ein Architrav mit kugelbesetztem Dreiecksgiebel aufliegt. Im Tympanon befand sich einst mittig ein heute kaum noch erkennbares Relief mit Muschelornament. Ein weiteres markantes Detail stellt der Maskenkopf des Bogenschlusssteins dar. Die Innenhofseite des Torbogens dagegen ist als Bruchsteinmauerwerk aus der örtlichen dunkelbraunen Grauwacke errichtet.
Feuchtigkeit im Mauerwerk
Die weiterführenden Untersuchungen zeigten, dass permanent Regenwasser in das Mauerwerk eindrang und eine starke Durchfeuchtung verursachte. Das Bruchsteinmauerwerk an der Innenhofseite wirkte durch die Materialkombination aus dichtem Fugenmaterial und dichtem Gestein wie eine Wassersperre. Daher verblieb ein großer Teil der Feuchtigkeit zum einen dauerhaft im Gefüge, zum anderen suchte sich das Wasser einen Weg, um durch den etwas poröseren Sandstein an der Schauseite hinaus zu diffundieren. Dies führte im Sandstein zu einer erhöhten Anzahl an Feuchte-Trocken-Zyklen und damit zu einer Beschleunigung der Verwitterung der Gesteinsoberflächen. Durch die Dauerfeuchte im Mauerwerk bildeten sich zudem lösliche Salze, die den eigentlich beständigen Ruhrsandstein zermürbten.
Trocknung unter dem Notdach
Die Stadt Altena veranlasste umfängliche Maßnahmen zur Sicherung des gesamten Torbogens. Alle Fugen wurden bis zu 3 cm Tiefe ausgeräumt, gründlich und ohne Druck gespült und zum Trocknen offen stehengelassen. Ein temporäres Notdach aus Blech verhinderte während der nun folgenden sechsmonatigen Trocknungsphase das erneute Eindringen von Wasser. Erst nach diesem für die langfristig anhaltende Wirksamkeit der geplanten Restaurierung äußerst wichtigen Trocknungsprozess wurde im Sommer 2019 mit den weiteren Maßnahmen durch die Restauratoren begonnen.
Kapitell mit Blattornamentik während der Restaurierung. Foto: Restauratoren Kartäuser Hof Köln
Umfangreiche Restaurierung
Alle Oberflächen wurden mit Heißdampf gereinigt und die Werksteine im Vakuumwaschverfahren behandelt, um die Salzanreicherungen in den oberflächennahen Bereichen zu reduzieren. Die Kalksinterkrusten wurden mechanisch ausgedünnt. Die Natursteine wurden konserviert und hierfür partiell geklebt, hinterfüllt, geschlämmt, gekittet und angeböscht, das heißt zum Schutz und besseren Wasserableitung mit Mörtel schräg angearbeitet. Das gesamte Mauerwerk wurde mit einem Trasskalkmörtel neu verfugt. Zukünftig wird eine Abdeckung auf der Oberseite des Giebels aus Blei mit Tropfkante das Wasser gezielt abführen.
Da das stark verwitterte repräsentative Relief des Tympanons mit der stilisierten Jakobsmuschel auf historischen Fotos gut dokumentiert ist, konnte dem Wunsch nach einer Wiederherstellung dieser zentralen Bauzier im ursprünglichen Ruhrsandstein entsprochen werden.
Heute begeistert der Torbogen mit einem harmonischen Erscheinungsbild, das den repräsentativen Charakter des einstigen Bürgerhauses unterstreicht. Er lädt zum Durchgang in die Begegnungsstätte der Altenaer Bürger ein.
Autorin
Friederike Funke
Ehemalige Mitarbeiterin Restaurierung