Die Bildstockfolge bei Neuenheerse – Stationen der Marienverehrung?
Bad Driburg-Neuenheerse, Kreis Höxter
Denkmal des Monats
Dezember 2024
Bildstöcke im Licht der Öffentlichkeit
Bildstöcke als Zeugnisse der Volksfrömmigkeit stehen selten derart im Licht der Öffentlichkeit wie in den letzten Monaten.
Der Denkmalwert einer Bildstockfolge am Prozessionsweg zwischen Münster und Telgte wurde im Juli 2024 obergerichtlich bestätigt. Ebenfalls im Sommer 2024 wurde dank einer Initiative von Kirchen, Vereinen und Verbänden erreicht, dass jedes Kleindenkmal am Rande von Bundes- und Landesstraßen vom Landesbetrieb Straßen.NRW auf sein konkretes Gefährdungspotential und seinen ortsgebundenen Zeugniswert hin überprüft wird, anstatt unterschiedslos entfernt zu werden.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde 2023/24 bei Neuenheerse, einem Ortsteil von Bad Driburg im Kreis Höxter, eine Bildstockfolge restauriert, die neben einem nicht eindeutig zu klärenden Anbetungsinhalt auch eine sehr bewegte Geschichte aufweist.
Eine Via Matris?
Rätselhaft sind die sechs um 1700 aus Sandstein geschaffenen Bildstöcke, da die Bildtafeln oder andere Hinweise auf ihren Anbetungsinhalt fehlen. Da es sich um Doppelbildstöcke handelt, deren Gehäuse beidseitig eine Nische für Bildtafeln aufweist, ist die Interpretation des Neuenheerser Pfarrers Anton Gemmeke von 1931 plausibel: Es wird sich um eine Via Matris handeln, also um Bildstöcke für einen Prozessionsweg, der die Sieben Schmerzen und die Sieben Freuden der Gottesmutter illustrierte. Die Bildtafeln aus Metall seien bereits im Siebenjährigen Krieg 1756 bis 1763 zur Herstellung von Munition eingeschmolzen worden. Wallfahrten fänden aber nach wir vor statt, besonders am 15. September, dem Gedächtnistag der Sieben Schmerzen Mariens. Als siebte Station auf dem Hinweg der Sieben Schmerzen hätte die St. Antoniuskapelle nordöstlich von Neuenheerse gedient, in der die heute im Pfarrbüro bewahrte Schrifttafel über einem Bildnis der trauernden Muttergottes mit dem Leichnam Christi hing. Die Tafel hat die Überschrift: „siebende betrachtung und bitte“.
Als siebte Station auf dem Rückweg der Sieben Freuden Mariens gelte das Altarbild in der ehemaligen Damenstiftskirche St. Saturnina zu Neuenheerse, auf dem die Himmelfahrt Mariens dargestellt ist.
Hoher Restaurierungsbedarf 2020
2020 erhielt die Denkmalbehörde aus der Neuenheerser Bürgerschaft den Hinweis, dass ganze Teile einiger Bildstöcke instabil seien und herunterzufallen drohten. Infolge einer unsachgemäßen Bearbeitung im Jahr 1985 hatte zudem der Haftgrund für Steinergänzungen an einigen der Bildstöcke rostbraune Verfärbungen hervorgerufen.
Besonders aber war Bildstock 4 durch einen Unfall mit landwirtschaftlichem Gerät demoliert und in geradezu entstellender Weise wieder errichtet worden.
Gelungene Kooperation vieler Kräfte
Bei der 2023/24 durchgeführten Restaurierungsmaßnahme wurde die Stadt Bad Driburg als Eigentümerin von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert. Das Konzept für die Ausführung durch eine Restaurierungsfirma aus Münster haben die Referate für Praktische Denkmalpflege und Restaurierung des LWL-Denkmalfachamtes mitberaten. Dabei ging es neben der Reinigung und der Beseitigung von Schäden auch um die Herstellung eines würdigen Erscheinungsbildes für alle sechs Stationen.
Hervorragendes Ergebnis
An Bildstock Nr. 4 wurden die Konturen durch den Einsatz von Steinvierungen anstelle der unbeholfenen Mörtelverfüllungen komplettiert, was den 1986 aufgesetzten Giebel nicht mehr wie einen übergewichtigen Fremdkörper wirken lässt. (große Abbildung)
Die rostbraunen Verfärbungen wurden mit einer mineralischen Schlämme retuschiert. (kleine Abbildung)
„Man hat ja gar nichts gemacht!“ – die Aussage einer Ortsbewohnerin macht deutlich, wie selbstverständlich sich die behutsamen Maßnahmen ins Gesamtbild einfügen.