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Außenansicht Haus Beck

Bottrop, Haus Beck

Würde man die Besucherinnen und Besucher von Haus Beck in Bottrop nach dem Erschaffer dieses Bauwerks fragen, könnte ein Großteil die Frage wohl nicht beantworten. Wie auch? Es sind in erster Linie Kinder, die mit ihren Familien den dortigen Freizeitpark besuchen. Nun mag man es schade finden, dass diese jungen Gäste die in Haus Beck verewigte Schlaun’sche Baukunst nicht angemessen zu schätzen wissen. Aber es gibt sie ja, die anderen Besucherinnen und Besucher: die Architekturliebhaber, die Geschichtsinteressierten, die Schlaun-Kennerinnen.

Lustschloss mit Gräfte

Bei Haus Beck, erbaut 1766–77, handelt es sich um eine klassische Maison de Plaisance, ein Lustschloss nach französischem Vorbild. Der Bauherr, Freiherr von der Wenge, hatte ursprünglich die Umwandlung des baufälligen Vorgängerbaus Alt-Beck in einen funktionalen Wirtschaftshof im Sinn, dem Baumeister Schlaun jedoch schwebte anderes vor. Über die lange Planungszeit von über 20 Jahren – dem steten Geldmangel des Bauherrn geschuldet – gelang es Schlaun, seinen Auftraggeber von seiner Idee zu überzeugen und die zentralen Elemente einer Maison de Plaisance umzusetzen.

Zu diesem Zweck wurde die Gräfte des Anwesens neu ausgegraben, wodurch die so vergrößerte Insel genügend Platz bot für die symmetrische Anlage aus Corps de Logis mit zwei vorgelagerten Wirtschaftsgebäuden, die einen zentralen Hof einfassen, sowie für eine große Gartenanlage. Der Grundriss des Wohnhauses entspricht exakt einer klassizistischen Maison de Plaisance: Die Räume sind symmetrisch angelegt mit rundem Vestibül und dahinterliegendem, längsovalem Saal, wobei die auf der Gartenseite liegenden repräsentativen Räume durch eine Enfilade zusammengefügt sind. Es fehlen auch nicht die sogenannten Dégagements, Nebentreppen für die Dienerschaft, die sich so vom Keller bis zum Dach bewegen konnte, ohne das Haupttreppenhaus betreten zu müssen.

Bemerkenswert ist, dass sich in der Gestaltung und Ausstattung des Wohnhauses bereits Elemente des aufkommenden klassizistischen Stils finden, so zum Beispiel bei der zurückhaltenden Stuckierung der Räume und der schlichten Gestaltung der Kaminrahmungen.

Seit 1966 ist Haus Beck in Privatbesitz. Für die Finanzierung der Instandsetzung des zu diesem Zeitpunkt stark baufälligen Anwesens wurde ein ungewöhnlicher Weg eingeschlagen: Auf dem Gelände entstand ein Freizeitpark. Die denkbaren Alternativen jedoch, Hotel- oder Gastronomiebetrieb, hätten noch größere Eingriffe mit sich gebracht, wie zum Beispiel den Einbau von Fahrstühlen. Somit ist Haus Beck heute der Schlossbau Schlauns, der trotz seiner Nutzung als Freizeitpark in Form und Ausstattung am wenigsten verändert wurde.

Maike Anneken

Adresse

Am Dornbusch 39
46244 Bottrop

Besuch

Innenräume und Freiflächen von Haus Beck gehören zum Freizeitpark Schloß Beck, der von April bis Oktober geöffnet ist.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise unter www.schloss-beck.de