Mit großem Engagement – ein Hof wird bewahrt
Der Hof Reinkemeier in Rietberg-Westerwiehe ist eines der ältesten bäuerlichen Anwesen im Kreis Gütersloh. Seine Besitzgeschichte lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen, zu dem Bauherren Johannes Reinkemeyer. Dessen heutiger Nachfahre hat es sich mit seiner Familie zum Ziel gesetzt, den Hof neu zu beleben und das 292 Jahre alte Haupthaus zu sanieren – ein dreischiffiges Längsdielenhaus mit Wirtschaftsteil, das seit diesem Jahr unter Denkmalschutz steht. Beratend zur Seite steht die Bauforschung der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen.
Die Inschrift beginnt mit dem Anfang eines bekannten evangelischen Kirchenliedes und endet mit dem Datum der Hausvollendung am 20. Juni 1733.
Der aufwendig ausgemalte Wohnteil
Ein im Erd- und Obergeschoss je drei Räume umfassendes Kammerfach von 3,80 Meter Tiefe bildete den Wohnbereich der Bauernfamilie. Ein hier besonders hervorzuhebender seltener Befund ist die in zwei Wohnkammern im Obergeschoss erhaltene Raumausmalung aus der Biedermeierzeit. Die eine zeigt eine weiß getünchte Fachwerkwand mit aufgemalten rotbraunen Blüten, bestehend aus je einem fünfteiligen Blütenkorb sowie gezackten Blättern. Auch die Fachwerkriegel waren mit dem stilisierten Distelmotiv bedeckt. Eine zweite Kammer wurde in geschicktem Pinselduktus vom Maler verziert. Sie schmückt den kleinen Raum durch dekorative spiralförmige Kreise in Schwarz auf weißem Grund. Beide Muster wurden in der alten Technik der Schablonierung mit aus Karton geschnittenen Mustervorlagen gestaltet. Diese Technik beherrschen heute nur noch wenige versierte Maler. Sie zeigt beeindruckend das selbstverständliche Schmuckbedürfnis der Hofbewohner in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Raumausmalungen
Nur ein halbes Jahr Bauzeit
Bei Aufräumarbeiten an seinem Bauernhaus machte der heutige Hofeigentümer wertvolle Funde: zum einen weitere schmuckfreudige Raumausmalungen im Bürgermeisterzimmer, außerdem eine im Wirtschaftsgiebel vermisste originale Zierknagge. Diese Knagge soll bei der geplanten Giebelsanierung wieder am ursprünglichen Ort eingebaut werden. Die Bauforschung des LWL-Denkmalfachamtes konnte nachweisen, dass die circa 50 Eichen des Hausgerüstes bereits im Holzeinschlagwinter 1732/33 gefällt und zu Balken gehauen wurden. Die Bauinschrift datiert die Vollendung des Hauses auf den 2. Juni 1733. Folglich betrug die Bauzeit für das stattliche Längsdielenhaus vermutlich nur ein halbes Jahr.
Die stolzen Eigentümer freuen sich über die gefundene Zierknagge