LWL | Herford – Wulfert-Haus (März 2023) - LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen

Historische Ansicht der Fassade des Wulfert-Haus am Neuen Markt von Herford von 1898

Das Wulfert-Haus am Neuen Markt von Herford

Denkmal des Monats
März 2023

Herausforderungen bei der Restaurierung

Das Wulfert-Haus hat für die Innenstadt von Herford aufgrund der prominenten Lage und der baugeschichtlichen Bedeutung großen Wert. Die Giebelseite des Hauses am Neuen Markt 2 ist in den letzten beiden Jahren nach umfangreichen Voruntersuchungen durch Diplom-Restaurator:innen instandgesetzt worden. Aufgrund der verbauten Materialien und der komplexen Restaurierungsgeschichte waren hierbei einige Herausforderungen zu bewältigen.

Zum Haus

Das giebelständige Haus entstand um 1560. Es wurde für den namensstiftenden Ratsherrn Jobst Wulfert erbaut. Zwei Jahrzehnte später, um 1577/78, erhielt das Haus den dreifachen Treppengiebel im Stil der Lippe-Renaissance. Die Mauerflächen des Giebels aus rotem Backstein sind mit geometrischen Ornamentmustern verziert. In den Backsteinornamenten zeigen sich figurative Elemente wie beispielsweise Löwenköpfe. Diese bestehen aus dem regional vorkommenden Teutoburger Waldsandstein. Auch die Bekrönungen des Giebels, die Fenstereinfassungen sowie die gliedernden Gesimsbänder sind aus diesem Material gefertigt.

^{Historische Ansicht der Fassade von 1898. Foto: Albert Ludorff}

Zur Restaurierungsgeschichte

Während der 1970er-Jahre wurde die Fassade von einem flächigen Zementputz, der vermutlich bereits im Jahr 1925 aufgetragen wurde, befreit. Die freigelegten Wandflächen aus weichen Feldbrandziegeln wurden anschließend mit einer zementhaltigen, ziegelfarbigen und recht grobkörnigen Schlämme überarbeitet. An den Sandsteinelementen wurden umfangreiche Ergänzungen aus Steinersatzmasse vorgenommen. Die gesamte Fassade wurde mit verschiedenen Materialkombinationen verfestigt und hydrophobiert. Durch eine Imprägnierung der Oberflächen sollte damit eine wasserabweisende Wirkung erzielt werden.

^{Wasseraufnahmetests bei der Voruntersuchung. Foto: Markus Schmidt}

Schäden

Die Hydrophobierung und die zu harten Materialien der Schlämme und der Steinergänzungen haben umfangreiche Probleme hervorgerufen. Die Fassade zeigte vor der Maßnahme gravierende Schäden und absturzgefährdete Elemente. Die Schlämmschicht auf den Backsteinen sowie auch die Substanz selbst waren teilweise geschädigt, ebenso wie die Sandsteinelemente und die Sandsteinergänzungen der 1970er-Jahre. Die Verfugung war desolat. Darüber hinaus waren die Blechabdeckungen der Gesimse nicht mehr funktionstüchtig. Auch Dachanschlüsse, die rückwärtige Seite des Giebels sowie die eiserne Sicherungsstange der Giebelbekrönung mussten bearbeitet werden.

^{Schalenbildung am Naturstein und desolate Ergänzungen. Foto: Markus Schmidt}

Maßnahmen

Exemplarische Schäden an Backstein und Naturstein (vergrößerte Bildansicht wird geöffnet)

Vorher:

Exemplarische Schäden an Backstein und Naturstein. Foto: Markus Schmidt

Während der Arbeit:

Grundierung der Metallelemente, erster Schlämmauftrag und neue Gesimsabdeckungen sind bereits fertig. Foto: Robert Wennemer

Endzustand an der Bauzier aus Naturstein (vergrößerte Bildansicht wird geöffnet)

Nachher:

Endzustand an der Bauzier aus Naturstein. Foto: Robert Wennemer

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Ergebnis

Durch den großen persönlichen Einsatz der Eigentümer, die finanzielle Förderung der Denkmalpflegemaßnahmen, fachlich hochqualifizierte Firmen für Voruntersuchung und Ausführung sowie durch die engmaschige Betreuung vonseiten der Denkmalbehörden konnte ein ausgesprochen gelungenes Ergebnis erreicht werden. Die qualifizierten Voruntersuchungen, die Probereihen in der Werkstatt sowie die kontinuierliche Abstimmung der Arbeitsschritte anhand von Probeflächen vor Ort zwischen den Projektbeteiligten trugen wesentlich zum guten Gelingen der Maßnahme bei.

Infolge der Restaurierungsgeschichte mit den hydrophobierenden Maßnahmen sowie wegen der durch Alterung anfällig gewordenen Materialien wird die Fassade auch in Zukunft regelmäßig gewartet werden müssen, um die langfristige Wirksamkeit der Instandsetzung zu kontrollieren und kleinere Maßnahmen durchzuführen. So können umfangreiche Schäden in Zukunft vermieden werden, damit das Wulfert-Haus mit seinem bedeutenden Giebel noch lange den Neuen Markt von Herford schmückt.